Was jeder sucht aber keiner will
- ichschenkdireinegeschichte

- 3. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Anna denkt gerne an die Zeit in ihrem Leben zurück als sie noch Kind war, als sie noch dazu gehören durfte als sie nicht am Rand stehen und zusehen musste. Als ihr Leben nicht daraus bestand dazu zugehören.
Anna war zu einer erwachsenen mit unerschütterlicher Integrität geworden. Sie war ehrlich, gerecht und mitfühlend, doch genau diese Eigenschaften machten es ihr unmöglich, Freunde zu finden. Obwohl sie im laufe ihrer Jugend und auch in den jungen Jahren des erwachsen alters erkannte das erwachsene Menschen keine ehrlichen, keine gerechten und keine mitfühlenden Freunde wollen, konnte sie ihre Integrität, ihre Ehrlichkeit, ihren Sinn für Gerechtigkeit und ihr Mitgefühl nicht ablegen.
In ihrer Arbeitsumgebung gab es oft Situationen, in denen von ihr erwartet wurde, ein Auge zuzudrücken oder sich anzupassen, um dem Team zu gefallen. Zum Beispiel sah sie, wie Kollegen sich gegenseitig ausnutzten oder sich mit kleinen Lügen Vorteile verschafften. Anna konnte so etwas nicht akzeptieren und lehnte es ab, an solchen Spielen teilzunehmen.
Ihre Kollegen sahen sie als moralische Spaß bremse und mieden sie, weil sie befürchteten, von ihr verurteilt zu werden. Auch in ihrem privaten sozialen Leben war es Anna unmöglich, Anschluss zu finden. Nicht weil Anna es sich nicht wünschte oder sich nicht bemühte. Doch Anna konnte kein Klatsch und Tratsch oder Gespräche über oberflächliche Themen führen. Anna sah immer das gesamte, Annas denken war komplex und Annas fühlen war komplex. Nichts an oder in Anna war Oberflächlich. Doch die Menschen wollen Oberflächlichkeit, tiefgründige Gespräche und Werte darauf können sie verzichten. Selbst wenn Anna einfach nur da war und schwieg wurde sie am Ende doch ausgeschlossen, ausgeschlossen weil ihrer Ehrlichkeit niemand wollte.
Irgendwann kam Anna an einem Punkt in ihrem Leben an wo sie sich überall fehl am Platz fühlte. Wo sie nicht mehr ausblenden konnte das sie nirgendwo dazu gehörte und das auch niemand wollte das sie mal dazugehört. Sie verstand das sie nicht Willkommen war in der Welt in der sie lebte.
Zu Anfang schätzte jeder den Anna kennenlernte, Annas Ehrlichkeit und fand in ihr eine echte Freundin, doch mit der Zeit wurde Anna immer mehr in den Hintergrund gestellt und es dauerte nicht lange bist man ihr verständlich machte das sie nicht dazu gehören kann. Das man gerne mal was machen kann, wenn all das andere nicht da ist, aber das sie zu all dem anderen nicht gehören kann.
Das Anna nicht vergessen sollte, wie wichtig sie sei. Doch Anna fühlte sich nicht wichtig. Anna fühlte sich wie ein Spielzeug das aus dem Schrank geholt wird wenn nichts besseres da war.
Anna lernte immer und immer wieder neue Menschen kennen, immer wieder sagten diese Menschen ihnen seien Annas Werte wichtig doch sie waren nie wichtig. Sie waren immer das Problem. Und Anna erkannte, dass es nicht darum geht, Freunde zu haben, sondern möglichst viele Kontakte.
Anna wünschte sich von Herzen Menschen, die ihre Werte teilen und sie für das schätzen, was sie ist. Doch Anna hatte längst verstanden das sie niemals dazu gehören würde. Weil jeder diese Werte sucht aber niemand sie schätzt. Jeder sagt er wünscht sich ehrliche Freund was er meint ist das er sich viele Kontakte wünscht die ihm erzählen was er hören will.
Anna akzeptierte ihre hier und da Kontakte die ihr dann hier und da vom gesellschaftlichen Leben erzählten, von ihren sozialen Kreisen und ihren gemeinsamen Aktivitäten, zu denen Anna nie gehören durfte, weil Anna halt Anna war. Weil es ist wie es ist und bleibt wie es ist und nie anders sein wird als es ist.



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